Buchvorstellung 2: Zweifel, Glauben, Atheismus

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Sicherheit und Götzendienst – Glaube und Zweifel – Hater und Polemik – Dawkins und die Entkehrten

(Fortsetzung des Beitrags von Arne Bachmann)

Zweifel hatten nicht immer ihren schlechten Ruf. Im antiken Griechenland zum Beispiel hat Sokrates sie geradezu herausgefordert, um die Leute zum Weiterdenken zu animieren. Aber nicht jeder hat den Mut und Ambiguitätstoleranz dafür. Deswegen wollte R. Descartes im 17. JH die Zweifel auch beseitigen, indem er erst mal alles in Zweifel gezogen hat, außer dem eigenen Ich, um auf dieser Basis die Welt mit purer Logik zu erklären. Aber damit er sich sicher sein konnte, dass das Ich tatsächlich existiert und nicht eine Illusion von einem bösen Geist ist, hat er Gott ins Spiel gebracht. Auf diese Weise wurde Gott zu einem Lückenbüßer, der unserem Denken Sicherheit geben soll. Das hat sich bis zu dem weiter entwickelt, was manche Christen heute unter „Glaubensgewissheit“ verstehen. (Anwesende natürlich ausgenommen, wie immer, ne? 😀 ) Das nennt Bachmann Götzendienst, da der Mensch hier Gott in sein Projekt „Sicherheit“ einbauen will. Und dann ist auch nur logisch, warum manche so aggressiv Zweifeln gegenüber sind: Wenn der Glaube in Zweifel gezogen wird, betrifft es nicht nur eine Theorie, auch nicht nur eine Beziehung, auch wenn das schon hart genug wäre, nein, es betrifft den Kern der Identität und die eigene Sicherheit.

Dagegen ist das Einlassen auf die Gnade Gottes das Gegenteil von jedem Sicherheitsdenken, Gnade liegt nicht an uns: „Wenn uns auch unser Herz verurteilt – Gott ist größer als unser Herz.“ (1. Joh. 3,20) und das Verdrängen von gefährlichen Gedanken macht nicht frei, es macht fanatisch. (Apropos gefährliche Gedanken: Es gibt dieses Jahr eine Veranstaltung, die genau diese feiert. Guckst du hier: Fest der gefährlichen Ideen. Würde gerne hin.) Jedenfalls hält Gott mich auch da, wo ich ihn nicht mehr halten kann. Übrigens ist man in den Zweifeln und der gespürten Gottverlassenheit Jesus besonders nah, denn er betete am Kreuz „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ So wird die Gottverlassenheit des Lebens nicht verdrängt, sondern in den Glauben integriert und so kann es Gemeinschaft mit Gott sein, an ihm zu zweifeln. BTW: Laut Matth. 18,20 geht auch das gemeinsam besser.

Außerdem ist Zweifel durchaus kreativ. Dazu habe ich schon einiges bei Mein Freund, der Zweifel geschrieben, also geh ich jetzt nicht näher drauf ein. Nur eine Sache noch: Pass auf, dass du dich während des Zweifelns nicht nur um dich selber und deine Weltsicht drehst und den anderen vergisst.

Weiter geht es jetzt mit dem neuen Atheismus von Alexander Garth:

Aufgewachsen in der DDR kannte er die ganzen Argumente des neuen Atheismus schon lange. Was dabei aber neu ist, ist die Aggressivität. Warum diese Aggressivität?

  1. kommt dieser Atheismus aus Amerika und ist eine Reaktion auf eine dort sehr verbreitete Art christlichem Fundamentalismus: Bibel ist fehlerfrei, Sex vor der Ehe ist Sünde, Homosexualität ist eine Krankheit und der Kreationismus ist die Wahrheit. Das zu widerlegen ist nicht sonderlich schwer, in Dialog zu treten schon eher.
  2. Deshalb sieht Dawkins den Glauben als pure Dummheit an. Als eine Wahnvorstellung und als Feind der Vernunft. Er zitiert auch Theologen, um seine These zu untermauern, ignoriert aber den Zusammenhang und reißt diese Zitate dort raus und bringt -sorry – alberne Vergleiche, man könne auch an ein Spaghettimonster glauben.
  3. versteht sich der Neue Atheismus als Gegenbewegung zur weltweit erstarkenden Religion, die für sie ein Feindbild darstellt und völlig unerklärlich scheint. (Eine Erklärung, die Dawkins hierfür bringt ist, dass Religion und Glaube eine Art geistlich Virus-Erkrankung sei und wir grade eine Art Pandemie erleben. Hey, ich hab mir das nicht ausgedacht, kann es mir selbst kaum vorstellen, dass ein gebildeter Mensch das ernsthaft behaupten kann.)
  4. ist der Neue Atheismus auch eine Reaktion auf den 11. September und andere radikal-islamische Aktionen. Er sagt: Siehst du, das kommt bei Religion raus. Kennste einen, kennste alle! Und es sei nur natürlich, dass so etwas passieren musste, denn die Gläubigen müssen sich ja an die Anweisungen ihres Gottes halten. Und der ist laut Dawkins auch in der Bibel, die nur eine Ansammlung von wirrem Zeug ist, jemand, der seine Anhänger zu Genozid, Mord und Terror aufruft. Glaube sieht Dawkins als das ultimative Böse.

Boah ey. Das war für mich echt krass, das zu lesen. Nicht, weil es mich nachdenklich gemacht hätte, sondern weil es einerseits meine Intelligenz beleidigt hat, dass ein „Wissenschaftler“ derart polemisch schreibt, sämtliche wissenschaftlichen Standards ignoriert und einfach als Hater und Troll auftritt und damit auch noch einen so großen Erfolg hat. Davon abgesehen hat er auch seine Unwissenheit besonders peinlich unter Beweis gestellt, denn er wusste weder etwas über Geisteswissenschaften noch über verschiedene christliche Strömungen (und wahrscheinlich auch nicht über verschiedene Strömungen anderer Glaubensrichtungen) noch über biblische Hermeneutik. Sagt einfach, kennste einen kennste alle und damit hat es sich. Peinlich für einen Wissenschaftler.

Auf der anderen Seite habe ich mich gefragt: Was muss diesem Menschen widerfahren sein, dass er uns so sehr hasst? Man hatet nicht einfach so, da steckt doch ein Grund hinter, der in einem selber liegt. Das, was er schreibt, hat mehr mit ihm selbst als mit dem Glauben an sich zu tun. Und ich frage mich, was da passiert ist. Und dass er mit dem Glauben nicht abgeschlossen hat, kommt für mich auch raus, denn wenn jemand so draufhaut, ist er damit nicht fertig, ein getretener Hund bellt.

Dieses Gottesbild, das Dawkins zeichnet, trifft vielleicht auf eine kleine Minderheit zu, die meisten Christen würden sagen, dass sie an einen solchen Gott nicht glauben. Und selbst die, die so glauben, lehnen Gewalt in aller Regel ab.

Trotzdem haben einige der Entkehrten ihn erwähnt. Sie kommen aus christlich fundamentalistischen Gemeinden, in denen Streiten nicht gelernt wird. Bibel gilt als Gottes Wort, Geschichte und Autor ist egal, historisch-kritisch ist bähbäh, und über alles andere muss man gar nicht reden. So konnten die Betroffenen natürlich nicht gegen eine solche Stimmungsmache geimpft werden, indem sie Texte kritisch auseinander nehmen und wenn sie sowas lesen, denken sie schnell: Ja, stimmt, wir sagen, die Bibel ist Gottes Wort, wir sagen, Homosexualität ist schlecht, ja, stimmt ja alles, und ja, wenn du das so erklärst, dann ist es eigentlich wirklich dumm. Und so passiert es eben. Das Setting, das Wissenschaft für gefährlich hält, sorgt genau damit dafür, dass „Wissenschaft“ ihnen gefährlich wird. Sie bedienen die Klischees des Neuen Atheismus und erschaffen sich dadurch ihren Feind selber.

Viele berichten von Problemen mit der Bibel. Wenn man sich Berichte im AT ansieht, in denen vom sogenannten „Bann“ die Rede ist, kann man sich fragen, ob dieser Gott wirklich ein Gott der Liebe ist. Fundamentalisten kommen hier in Not, denn die Bibel ist ja fehlerlos. Was sie aber oft nicht wissen: Die Gottesvorstellungen in der Bibel haben sich erst während der Entstehung der Bibel entwickelt. Josuas Gottesverständnis war ein völlig anderes als das von Paulus. Das ist übrigens auch für die Bibel OK, denn: Jesaja 43,18 und 1. Korinther 13,12, um nur ein paar zu nennen. Luther hat den Vorschlag gemacht, schwierige Texte von Jesus aus zu lesen: Was Jesus sagt ist im Zweifel wichtiger als das, was Josua sagt, und wenn Josua den Bann vollstrecken will, Jesus aber die Gnade, dann hör lieber auf Jesus. Hermeneutik heißt der Schlüsselbegriff 😉 und von einem wortwörtliches Verständnis rät auch Paulus ab: „Der Buchstabe tötet, der Geist macht lebendig.“

Und mit der Bibel geht es auch nächstes mal weiter.

Und zwar hier: Buchvorstellung 3 – Das Lebensbuch mit sieben Siegeln

13 Gedanken zu “Buchvorstellung 2: Zweifel, Glauben, Atheismus

  1. Patrick Rabe schreibt:

    Liebe Bithya, Richard Dawkins ist schon bald nach Erscheinen des „Gotteswahns“ von führenden Theologen in der Luft zerfetzt worden. Weil er sich einfach nicht die Mühe gemacht hat, das Objekt seiner Kritik vorher gründlich zu studieren. by the way, er ist auch unter Evolutionsbiologen umstritten,weil er an längst überholten Darwin-Dogmen festhält. Quasi blind-religiös… Dennoch habe ich mir den „Gotteswahn“ in einer zweifelnden Phase mal gekauft und fand nicht alles total doof. Natürlich: dieses ganze Zeug mit Memen und dem Gottesmem und der Ansteckung, das ist ein derartiger Stuss, dass man sich nur wundern kann. Ein wirklich gutes religionskritisches Buch ist „Das Manifest des evolutionären Humanismus“ von Michael Schmidt-Salomon. Es wartet mit deutlich fundierteren und deutlich inhalts-schwereren Geschützen auf, als das Dawkinsbuch. Hat auch einfach mehr Gehirnzellen unter der Matte, der Michael! Dennoch auch hier: Kritisiert wird eigentlich Fundamentalismus. Die Bibel z.B. als Metaphorik zu begreifen, sei ja keine vitale Religion mehr, das sei Christentum light. Außerdem tritt das Buch für eine atheistische Leitkultur ein und sieht das heil der Welt im Hedonismus. Und dennoch, es ist sehr lesenswert und kann einem zumindest die fundamentalistische Lesart der Bibel so recht vergraulen.

    Sei gegrüßt, Patrick

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    • parksuender schreibt:

      Moin Patrick,
      die Meme von Dawkins sind heute wissenschaftlich anerkennt, werden an Hochschulen gelehrt und weiter erforscht. Sein Buch mag etwas polemisch daherkommen, trifft aber meiner Meinung nach logisch den Kern der Sache. Und nur auf den kommt es an.
      Schmidt-Salomon sagt im Grunde auch nicht viel anderes (der Mann hat gute Beziehungen zu Dawkins), wirkt als Philosoph aber wesentlich sachlicher in seinem Buch.

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  2. parksuender schreibt:

    Alexander Barth ist Theologe, von daher kann er Dawkins Argumente auch nicht wirklich nachvollziehen. Theologen haben generell ein Problem mit der naturwissenschaftlichen analytischen Herangehensweise.
    Dawkins schreibt aus der naturwissenschaftlichen Sicht. Das kann man ihm nicht vorwerfen.Das Spagettimonster ist aus analytischer Sicht genau passend. Ein monotheister christlicher Gott ist ohne die Bibel statistisch genau so wahrscheinlich wie jedes andere höhere Wesen. Das mag Dir nicht gefallen, aber das ist so.

    Mit Dawkins ist übrigens nichts passiert. Er stellt in vielen Interviews dar, dass ihm nichts schlimmes in der anglikanischen Kirche passiert ist, die Menschen waren immer freundlich zu ihm. Es gehe ihm lediglich darum, dass sein Wissenschaftsgebiet, die Evolutionsbiologie, von Kreationisten (Gläubigen, die nicht an die Evolution glauben) beschlagnahmt wird. Deshalb nimmt er auch im Gotteswahn einige Beispiele der Kreationisten auseinander.

    Übrigens ist kritischer Glaube durchaus ein Weg um den Glauben zu verlieren. Ich selbst war auch mal ein Wischi-Waschi-Christ, der Glauben und Wissenschaft für vereinbar hielt, nicht alles in der Bibel wörtlich nahm, die Geschichten für Geschichten hielt (die Richtlinien für ein humanes Leben geben). Aber so ist die Bibel eben nicht, sie ist auch grausam und schrecklich. Diese ganze moderne kritische Bibel-Exegese ist sowas von beliebig. Sie passt sich immer dem jeweiligen Zeitgeist an.
    Deswegen finde ich Dawkins Kritik genau richtig. Es geht um Humanität, um Menschenrechte, die wir als Stützpunkt unserer Gesellschaft brauchen. Ich habe selbst (noch vor dem Lesen des Gotteswahns) erkennen müssen dass Humanität nicht in heiligen Schriften verankert ist, dass Gott auch grausam dargestellt wird. Das war aber nicht mein Gottesbild, und deshalb halte ich es für dringend für notwendig sich vom Schriftglauben zu lösen und einen wissenschaftsbasierten humanen Glauben anzustreben. Für den ein oder Anderen ein schmerzlicher Prozess – Leider.

    Ich toleriere den Glauben, wenn ihn Menschen human auslegen. Aber sich die Bibel oder den Koran letzten Endes schön zu reden ist nur Augenwischerei. Schmeiß die Bücher auf den Kompost und lies „Hallo Mister Gott, hier spricht Anna“ von Fynn, wenn Du ein gutes Buch über einen Gott lesen willst.

    Liebe Grüße, Daniel

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    • bithya85 schreibt:

      Hey 🙂
      Ich kann jetzt nicht auf alles eingehen, was du schreibst, ich weiß nicht, warum, aber im Moment explodieren die Kommentare… was ist hier los? 😀
      Naja, du hast mit vielem recht, was du schreibst, aber es trifft tatsächlich vor Allem eine bestimmte Richtung von Glauben (Kreationisten beispielsweise). Ich weiß auch nicht viel mehr über Dawkin als das, was ich in dem Buch über mündigen Glauben bisher gelesen hab und was ich mir anhand von Kommentaren zusammen reime, die wirklich nichts mehr mit Menschenwürde zu tun haben, wo man als Christ mit Begründung des Neuen Atheismus wirklich extrem lächerlich und runter gemacht wird und ich meine jetzt nicht das Gejammer von wegen „für den Glauben leiden“, sondern wirkliche Beleidigungen, die mit Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten nichts mehr zu tun haben.
      Das Spaghettimonster finde ich albern, denn was will ein Spaghettimonster? Was tut es? Was hilft es? Was…? Und auch, wenn es grausame Geschichten in der Bibel gibt, die kenne ich natürlich, sie haben mir als Kind den Glauben eine lange Zeit kaputt gemacht, trotzdem gibt es sehr viel Erstaunliches und Besonderes, im Guten. Auch hier kann tatsächlich die moderne Bibelwissenschaft helfen, Tip: Bei Worthaus wird vieles sehr interessant erklärt.
      Das Buch Hallo Gott kenne ich, ich finde es total süß 🙂
      LG

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      • parksuender schreibt:

        Hallo bithya85,
        ich habe lange überlegt was ich Dir dazu schreiben soll. Nun, Du bist anders als ich in einer sehr religiösen Umgebung groß geworden, von daher kann ich Deinen und Herrn Garths Missmut ein wenig verstehen.
        Zuallererst möchte ich klarstellen, der „Neue Atheismus“ ist lediglich ein Kampfbegriff der Gläubigen. Die Argumente gegen Religion waren bislang immer gleich. Die Polemik, die manche führen mag ich persönlich auch nicht, persönliche Beleidigungen noch weniger. Allerdings habe ich festgestellt dass viele Religiöse sich selbst bei Sachargumenten persönlich angegriffen fühlen können.
        Um noch einmal auf Dawkins (und auch meine) Religionskritik einzugehen: Es ist keine Kritik die sich nur gegen Kreationisten richtet. Es ist eine Kritik, die sich gegen dogmatischen Glauben richtet und damit auch den Wesenskern der Schriftreligionen angreift. Dogmatischer Glaube richtet sich immer mehr weltweit gegen die Wissenschaft. Um nur mal ein kleines Beispiel zu bringen: Wer die Sintflut für einen historischen Fakt hält, kann nie ernsthaft Geologie betreiben. Ansonsten stellt er seinen eigenen Glauben in Frage. Anderes Beispiel: Knaben-Beschneidung. Ein sehr schwieriges Thema, bei dem medizinische Argumente kaum Gehör fanden, obwohl sie meiner Meinung nach klar gegen eine Beschneidung sprachen.
        Diese Punkte muss man klar und offen benennen können. Ohne wenn und aber. Falsche Toleranz bringt uns nicht weiter. Kopftuch, muslimisch oder christlich, spiegelt ein veraltetes Rollenbild wieder. Selbst wenn Frauen es tragen wollen, sollte ich ins Gesicht sagen können, dass man dies nicht gut heißen kann.
        Dieser Punkt der „falschen Toleranz“ könnte ein Argument dafür sein warum sich Fundamentalismus in den letzten Jahren/Jahrzehnten ausbreiten konnte. Einen anderen Punkt sehe sowohl ich als auch Dawkins im Rückgang der Religionen im Westen. Die Christen verlieren meist liberale Mitglieder, die Staatskirchen vereinigen sich zunehmend mit Orthodoxen oder Evangelikalen. Meine Dorfkirche feierte z. B. auch schon mit einer Baptistengemeinde zusammen, bei der der Glaube an den Teufel noch wahrhaftig vorhanden ist. Kein kritisches Hinterfragen – Der gemeinsame Glaube verbindet. Nein danke!
        Hermeneutik bringt uns hier nicht weiter. Klar kann man Bibelstellen so oder so auslegen. Nur wer bestimmt das? In der Wissenschaft gibt es bis jetzt keine klaren Richtlinien dafür. Es ist und bleibt willkürlich. Als Außenstehender lese ich ich die Bibel im Wortlaut genauso wie ein Fundamentalist. Nur diese Interpretation ist eindeutig und unabhängig von Zeitgeist und Kultur. So funktioniert nun mal Bibelkritik im Wesentlichen, ob Dir das gefällt oder nicht. Ich weiß, dass es den Kern des Glaubens betrifft. Das ist schmerzlich. Aber nur so kann man den Leuten die Augen öffnen und ihnen zeigen welche Stellen sie aus Furcht überlesen, um 3 Ecken gedacht in’s genaue Gegenteil verkehren, etc. pp.
        Gläubige reden sich die Stellen oft schön, es funktioniert aber nicht, sobald man rational mit etwas Abstand an die Sache ran geht.

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      • parksuender schreibt:

        „Das Spaghettimonster finde ich albern, denn was will ein Spaghettimonster? Was tut es? Was hilft es? Was…?“
        Es ist eine Religionsparodie – Siehe Wikipedia
        Es hält Gläubigen den Spiegel vor, die sich auf Religionsfreiheit berufen
        Es ist lustig, selbst für Wissenschaftler (die sonst zum lachen in den Keller gehen)
        Es ist ein Gruppe von Gleichgesinnten, die humanaistische Werte vertreten

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      • bithya85 schreibt:

        Hallo Parksünder,
        ich geb dir völlig recht. Ich weiß, dass Gläubige oft sehr kämpferisch unterwegs sind, viele aus Angst vor anderem Denken. Viele haben sich ihre Welt aufgebaut und sich selbst so sehr damit identifiziert, dass eine ernsthafte Erschütterung von ihr auch ihren inneren Kern betrifft und das wollen sie natürlich nicht.
        Gegen die Sachargumente von Dawkins habe ich auch nichts. Ganz im Gegenteil. Stimmt, wenn man mit einer festen Meinung und einem nicht vorhandenen Horizont an Wissenschaft ran geht, kommt viel Seltsames raus, siehe Wort und Wissen. Man kann weder ernsthaft Geologie noch Biologie noch Astronomie noch weiß-nicht-was betreiben, weil man immer ein bestimmtes Ergebnis ansteuert. Und es stimmt, dass viele Gläubige sehr selbstherrlich sind und arrogant und meinen, sie hätten die Wahrheit mit Löffeln gefressen. Und dass sie Scheuklappen vor den Augen haben und ihre eigenen Fehler und Schwächen nicht sehen können/wollen. Wenn man das alles sieht, kann ich echt verstehen, dass Leute sagen, ne, mit diesem Verein will ich nichts zu tun haben. Was mich aber an Dawkins tatsächlich stört ist hauptsächlich sein Tonfall und das, was er damit erreicht.
        Wo ich aber anderer Meinung bin als du ist, dass Hermeneutik bei der Bibel keinen Sinn ergibt. Hermeneutik ist ja erstmal einfach, wie man an einen Text ran geht. Da gibt es ja auch die wörtliche Hermeneutik, die in fundamentalistischen Kreisen normalerweise angewendet wird. Ich persönlich glaube, einfach aus Unwissenheit. Dabei vergisst man aber, dass die Bibel (oder besser: die biblischen Schriften) in einer antiken Kultur verfasst wurden, die in vielen Bereichen anders ist als die von heute. Daraus ergibt sich natürlich auch, dass auch die Wertevorstellungen und das tägliche Leben und die Sicht auf die Welt und was man tun muss, um zu überleben ganz anders aussieht als heute. Nur ein Beispiel: Die Staatsform war vor 2000 Jahren mehr eine Diktatur als eine Demokratie im heutigen Sinne. Da mussten die Menschen natürlich ganz anders mit der Obrigkeit umgehen, um zu überleben. Und so lese ich beispielsweise auch die Aufrufe, kein Ärgernis zu bieten. Natürlich musste Paulus das schreiben, denn ansonsten wären die Römer durchgedreht. Und dann lese ich beispielsweise auch Jesus mit der Feindesliebe entsprechend als eine verblüffende Möglichkeit zum gewaltfreien Wiederstand. Und ich versuche nicht, es wörtlich zu lesen und dann beispielsweise mich nicht politisch zu engagieren, weil die da oben es schon richtig machen werden und ich würde auch nicht im Streit, wenn mich jemand schlägt, die andere Wange hinhalten, weil ich sage, Jesus hat es gesagt. Nein, sondern: Was hat Jesus damit gemeint? Das wäre ein weites Thema, das ich hier nicht ausführen kann, aber das sich nur mit der historischen Brille erschließt. Deshalb halte ich Hermeneutik für wichtig – übrigens wie Thorsten Diez, von dem der nächste Artikel genau über dieses Thema war 😉
        Übrigens: Ich bin nicht in einer christlichen Familie aufgewachsen, sondern bin erst als Jugendliche dazu gekommen.

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      • parksuender schreibt:

        Zitat von bithya85:
        „Wo ich aber anderer Meinung bin als du ist, dass Hermeneutik bei der Bibel keinen Sinn ergibt“

        Ich glaube da hast Du mich falsch verstanden. Ich bestreite nicht dass Hermeneutik innerhalb der Glaubensgemeinde sinnvoll sein kann. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass es keine WISSENSCHAFTLICH EINDEUTIGE Bibel-Hermeneutik, geschweige denn Exegese, gibt.

        Garth bezog sich ja darauf dass Dawkins so täte als kenne er keine moderne Bibel-Auslegungen. Nur die Frage, die sich hier stellt, ist wie soll man denn die Bibel lesen. Konservative werden immer eine andere Lesart bevorzugen als Liberale, Juden lesen alt-testamentarische Schriften anders als Christen, Evangelikale anders als Unitarier, Fundamendalisten anders als Aufgeklärte, etc .pp.
        Dawkins hat doch von vornerein verloren, wenn er gewisse Lesarten kritisiert, andere aber nicht. Im Grunde legt doch sowieso jeder die Schrift etwas anders aus.

        Ich kenne solche Ausflüchte: „Aber so darfst Du das nicht sehen. Gott ist soundso (aber dann doch irgendwie so)“. Irgendwie alles schwammig. Nichts hat Hand und Fuß. Man flüchtet von einem ins nächste nicht-greifbare Eck.

        Ich hoffe Du füllst Dich deswegen nicht beleidigt. Mir geht es nur darum Dawkins Beweggründe aufzuzeigen.

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