Ich habe auf Instagram einige Fragen gefunden, die ich gerne für mich beantworten möchte. Vielleicht hast du auch Lust, die eine oder andere zu beantworten? Gerne in den Kommentaren, wenn du magst. Können ja darüber reden?
Was hast du 2022 zum allerersten mal gemacht?
Ich habe zum allerersten mal aus eigenem Antrieb den Arbeitsplatz gewechselt. Ich hatte mich bis jetzt nie getraut, auf der Arbeit zu sagen, dass ich mich nicht wohl fühle aus Angst vor Mobbing. Weil ich möglicherweise als Arbeitnehmer kein Recht hätte, zu wechseln und die Kollegen es mir derart übel nehmen, dass sie mir die Arbeit noch schlimmer machen. Oder dass mir nur die Kündigung bleibt mit einer Sperrzeit beim Arbeitsamt. Das war eben meine Angst. Aber vielleicht kennen es einige, wenn der Druck zu groß wird und man keinen Antrieb hat, überhaupt zur Arbeit zu gehen, wenn man schon am Samstag schlechte Laune hat weil es am Montag wieder los geht, wenn man sich nicht im Spiegel anschauen kann weil die Arbeit einen zu Dingen zwingt, die man mit dem eigenen Gewissen unmöglich vereinbaren kann. Irgendwann ist dieser Druck so groß dass man sich sagt, egal ob ich dann bald von Harz 4 leben muss, ich muss hier weg. Den Versetzungsantrag hab ich schon 2021 gestellt, aber dieses Jahr hat es endlich geklappt. Ich bin jetzt in einer ganz kleinen Einrichtung, verstehe mich mit den Kindern gut und komme auch mit den Eltern gut aus. Ich habe superliebe Kollegen und sehr große Freiheiten. Und endlich auch Motivation, meine Arbeit gut zu machen. Also mehr als Dienst nach Vorschrift.
Mit wem hättest du gerne mehr Zeit verbracht und mit wem weniger?
Weniger Zeit hätte ich gerne mit einigen meiner alten Kollegen verbracht und ehrlich gesagt auch mit einigen der Kinder aus der alten Einrichtung. Weil erstere einfach nur negativ waren und ich mit letzteren einfach null zurecht gekommen bin. Nicht nur, dass sie mir persönlich unsympathisch gewesen wären, das hätte ich händeln können wenn es einfach nur einige Kinder aus der Gruppe betroffen hätte, aber ich wurde auf der Arbeit in eine Stellung manipuliert, dass ich grade mit diesen Kindern die meiste Zeit verbringen musste und hauptsächlich für sie verantwortlich war. Und das war einfach zu viel. Mehr Zeit hätte ich gerne verbracht mit einer Freundin, ich weiß nicht, ob ich sie hier schon mal erwähnt habe. Aber weil ich hier Freunden immer „Blog-Namen“ gebe nenne ich sie hier Doris. Sie heißt natürlich nicht wirklich so, genauso wenig wie Maren. Doris kenne ich schon ein paar Jahre, aber durch Corona hat sich die Freundschaftsentwicklung (kann man das so nennen?) verzögert. Aber besser spät als nie, oder? 🙂 Übrigens, mit Maren hätte ich auch gerne wieder mehr Zeit verbracht, aber irgendwie glaube ich, wussten wir beide nicht so wirklich, wie… .
Welche neuen Fähigkeiten und Kenntnisse hast du dir angeeignet?
Ich habe einiges über den Begriff Sünde gelernt. Habe auch einiges dazu geschrieben, zum Beispiel hier: Word against Humanity. Eigentlich wollte ich auch mehr dazu schreiben, aber auch das hab ich „gelernt“, dass ich eben immer noch manchmal faul bin 😀 Außerdem habe ich mehr über vegane Ernährung gelernt und hab einige neue Techniken und Know-How beim Malen gelernt. Ich glaube, meine Bilder werden immer besser 😀
Was hat dich sehr herausgefordert?
Die neuen Arbeitszeiten. Auch wenn ich heute sehr viel lieber arbeiten gehe, die halbe Stelle, die ich vorher hatte war für mich viel besser, also von der Arbeitszeit her. Jetzt habe ich deutlich mehr Stunden, ich komme an sich zurecht, aber ehrlich gesagt halt echt so grade. Außerdem habe ich jetzt auf der Arbeit mehr Verantwortung, jedenfalls fühlt es sich so an. Das ist auch wirklich herausfordernd, aber eigentlich auf eine gute Art. Ich fühle mich wertgeschätzt und ernst genommen. Nur muss ich mich manchmal dazu zwingen, diese Herausforderung auch anzunehmen und mich selbst ernst zu nehmen. Ich bin keine Praktikantin, ich bin Fachkraft.
Dann hat mich mein Innenleben auch sehr herausgefordert. Ich weiß nicht warum, aber dieses Jahr hatte ich immer wieder Phasen, wo es mir gar nicht gut ging. Wo ich gegrübelt habe bis zum Abwinken um Dinge, die ich eigentlich nicht beeinflussen kann und ich habe mich davon extrem runter ziehen lassen. Dann bleibt oft keine mentale Kapazität mehr für Dinge, die ich beeinflussen kann oder die mir helfen würden. Ich musste teilweise mal wieder schwer „ausmisten“, schauen, wem ich auf social media folge und wem vielleicht auch nicht, wie viel Zeit ich da verbringe, was ich schaue oder nicht, wo ich mich einbringe und wie viel. Es hat mich echt herausgefordert, da einigermaßen den Kopf zu behalten.
Welchem Menschen bist du begegnet, der dein Jahr besonders bereichert hat?
Hehehe, mein kleiner Neffe. (Ich nenn ihn hier mal Jonas.) Ja klar, ich arbeite im Kindergarten und habe ständig mit kleinen Kindern zu tun, aber erstens nicht mit so Kleinen und zweitens ist das hier noch etwas anders. Es ist einfach völlig anders, wenn man zur Familie gehört. Es war ziemlich seltsam, plötzlich Tante zu sein 😀 und manchmal muss ich mich höllisch zusammen reißen um nicht die Erzieherin zu spielen. Ich darf mit dem einfach nur Spaß haben und Blödsinn machen. Kein Druck, dass er bei mir unbedingt was lernen muss. Und manchmal vergleiche ich diese Erfahrung mit Kats Kleinem. Ich habe die Beiden schon lange nicht mehr gesehen, habe gehört, dass er inzwischen in die erste Klasse geht. Naja, aber was ich sagen will ist, dass es zwar eine ähnliche Erfahrung ist, aber beide Kinder trotzdem total unterschiedlich sind. Und hier bekomme ich trotzdem mehr von seiner Entwicklung mit, grade lernt er laufen. Und was auch total interessant und irgendwie cool ist, wie sich dadurch die komplette Familie verändert. Völlig neue Rollen und man lernt sich auf eine ganz andere Weise kennen. Plötzlich bin ich die Tante, meine Eltern sind Oma und Opa und meine Oma ist die Uroma und alle sind verrückt nach Jonas und es herrscht so viel Liebe wie schon unendlich lange nicht mehr und ich weiß nicht, wie lange wir nicht mehr so viel miteinander gelacht haben.
An welchem Ort warst du dieses Jahr zum ersten mal?
Lächerlich einfach, in Münster. Gut, als ich in der Grundschule war hatten wir mal einen Klassenausflug in den Allwetterzoo, aber das war nicht dasselbe. So lächerlich das klingt, ich hab dieses Jahr mal ganz alleine für ein paar Tage einfach als Touri ein Bett in nem Hostel gebucht und mir einfach mal die Stadt angeguckt. Und mich dann geärgert, dass ich nicht ein paar Tage länger geblieben bin, weil ich nicht genug Zeit hatte um alles zu sehen, was ich gerne sehen wollte. Ich meine, schon alleine für das Naturkundemuseum inklusive Planetarium habe ich 1 1/2 Tage gebraucht. Da gibt es halt einiges, was ich noch gerne gesehen hätte. Kommt vielleicht noch. (Ich bin halt nicht so ein krasser Reise-Junkie, ist halt so.)
Ich fand die Stadt aber auch einfach an sich schön. Viel grün und die berühmten allgegenwärtigen Fahrräder. Ja, stimmt, als Autofahrer musste ich höllisch aufpassen, das bin ich von hier gar nicht so gewohnt. Es war aber trotzdem einfach schön zu sehen, wie viele Fahrräder unterwegs waren. Da denke ich, hey, scheinbar geht es doch, warum nicht überall so? Oder wenigstens ein bisschen.
Welche Erkenntnisse waren für dich besonders hilfreich?
Ich habe Selbstwirksamkeit gelernt. Schon alleine durch den Wechsel auf der Arbeit, aber auch, weil ich mich Anfang des Jahres endlich auf eine Liste für einen Therapieplatz habe setzen lassen.
Was hat dich am meisten enttäuscht?
Das passt gut hier her. Denn mich hat echt enttäuscht, wie lange das mit dem Platz dauert. Ich warte jetzt seit einem Jahr und es tut sich immer noch nichts. OK, ich komme meistens einigermaßen klar, aber ich frage mich, was mit anderen ist, bei denen es nicht so läuft. Die vielleicht nicht so lange warten können.
Was war die beste Entscheidung in diesem Jahr?
Die Einrichtung zu wechseln. Definitiv. Nicht nur, weil es eine so viel schönere Art zu arbeiten ist und weil die Kollegen so unglaublich lieb sind, sondern auch als dieses Erfolgserlebnis: Ich hab das geschafft und es hat geklappt und es ist nichts Schlimmes dabei passiert. Ermächtigt mich, mein Leben öfter selbst in die Hand zu nehmen und zu meinen Entscheidungen zu stehen. (Und nein, falls das jemand so verstehen sollte: Das bedeutet nicht, dass ich Gott aus meinem Leben verbanne. Aber dieses „Gott gehört mein Leben“ wäre vielleicht noch mal ein eigenes Thema und soll ein anderes mal erzählt werden. Wenn ich es nicht schon irgendwo habe… bin mir grade gar nicht sicher.)
Welche Bücher, Podcasts, Filme und Lieder haben dich inspiriert?
„Psychologie to go“ von Franca Cerutti. Wenn es schon kaum möglich ist, einen Therapieplatz zu bekommen wenn man um einen bittet, dann hilft mir wenigstens dieser Podcast, denn sie spricht immer wieder Dinge an, die mich betreffen und gibt Impulse, die mir weiter helfen, oder zumindest zeigen, dass ich der Sache nicht komplett hilflos ausgeliefert bin.
Welcher Moment hat dich am meisten berührt?
Das erste mal Jonas auf dem Arm zu haben, glaube ich. Wir waren im Wohnzimmer meiner Eltern, ich weiß nicht mehr, zu welchem Anlass. Jedenfalls stand Jonas Mutter neben mir, ich glaube, sie wollte sich einen Tragegurt umbinden und Jonas hat sie gestört. Dann hat sie ihn mir einfach mit einem „Halt mal kurz“ in den Arm gedrückt. 😀 Ich war ziemlich überrascht. Und er auch.
Was hättest du gerne getan, hast dich aber (noch) nicht getraut?
In meinem Kopf spukt immer noch der Traum von „Phönix“, also einer Art Selbsthilfegruppe von Ex-Fundis, Betroffenen von geistlichem Missbrauch und so weiter. Und von einem Podcast. Und irgendwann haben wir mal gesagt, wir wollten eine BibelArt-Ausstellung machen, hat bisher nicht geklappt und irgendwie ist die Sache auch eingeschlafen.
Was war die größte Überraschung in diesem Jahr?
Ziemlich am Ende des Jahres, ich habe seit Monaten nicht mehr richtig geschlafen und als der Druck zu groß wurde habe ich es schließlich auf der Arbeit gesagt. Eigentlich wollte ich nicht, dass es jemand merkt und sich Sorgen um mich macht. Aber alle haben so unglaublich lieb reagiert und ich habe mehr Unterstützung bekommen als ich mir hätte vorstellen können. Sie haben sogar gesagt, dass ich bis Ende des Jahres keinen Wecker stellen solle, damit ich mir nachts keinen Kopf deswegen zu machen bräuchte. Ich solle lieber etwas später zur Arbeit kommen und dafür einige Stunden Schlaf bekommen haben. Ich meine, welche Kollegen machen sowas?
Hast du ein neues Hobby gefunden?
Ich glaube nicht…. jedenfalls fällt mir nichts ein.
Jedenfalls: Frohes Neues, kommt gut rein, Gottes Segen und auf schöne 365 Tage 2023. Hoffen wir mal das Beste ❤