Ich weiß nicht, ob das jemand von euch noch kennt. Oder ob ich alleine damit bin. Hm, ehrlich gesagt hoffe ich schon, dass es noch andere gibt. Auch wenn ich es andererseits natürlich nicht hoffe.
Ich habe keine Angst mehr vor Halloween, und auch nicht vor Teufel und Dämonen und so weiter. Ich glaube heute weder, dass irgendwelche Geister Besitz von mir ergreifen, wenn ich mich auf eine bestimmte Weise anziehe oder schminke noch, dass ein bestimmter Tag besonders dafür prädestiniert ist. Und trotzdem…
Gestern war ich in einer Veranstaltung und ich saß neben einer Person, die genau so geglaubt hat wie ich in meiner Fundi-Zeit. Ich möchte jetzt bei den Dogmen, die sie verteidigt hat nicht ins Detail gehen, aber sie war genau so aufdringlich und dominant und auf eine aggressive Weise angsterfüllt wie ich zu dieser Zeit. Es war praktisch unmöglich, zu ihr durchzukommen mit irgend etwas Anderem. Gestern ging es mir gut, ich war nicht getriggert, hatte eher Mitleid. Aber es war wohl nach dieser Veranstaltung noch nicht vorbei für mich. Und das in Kombination mit dem heutigen Datum und dem, was ich zu lange Zeit damit verbunden habe…
Ich habe total schlecht geschlafen, vielleicht vier Stunden oder so. Lag die ganze Zeit wach und hab gegrübelt. Heute morgen zum Frühstück eingeladen gewesen, Gespräch verlief scheiße. Zumindest in meiner Wahrnehmung. War zu aggro und zu moralisierend, aber es gab was, das mich aufgeregt hat und vielleicht hab ich geredet ohne nachzudenken. Irgendwie scheint es anders rüber gekommen zu sein als ich gemeint habe. Und dann ist passiert, was bei mir nun einmal passiert. Grübeleien bis zum Abwinken. Hab nur noch gedacht, wie scheiße ich bin, dass ich viel zu arrogant bin, keine Ahnung habe, öfter mal die Klappe halten sollte, mich nicht mit meinen Ansichten zu wichtig nehmen sollte, eigentlich gar nichts könnte außer blöd rüber kommen. Naja, das wäre schon doof genug, aber es ist nun einmal der 31.10. Und so hat sich meine Grübelei noch in eine ganz andere Richtung entwickelt. Denn wie schon gesagt, ich glaube eigentlich nicht mehr an den ganzen Scheiß mit bösen Geistern. Aber ich habe es so lange und intensiv geglaubt. Viel zu lange und viel zu intensiv. Ich hatte jahrelang genau davor Angst: Besessen zu sein. Fremdgesteuert von einer Art geistlichem Parasiten. Vergiftet, unrein. Ein Zombie aus The Last Of Us. Ich hatte mich total mit allem beschäftigt, was ich über geistliche Kampfführung finden konnte, weil ich dachte, ich müsse das, um die Dämonen in mir und um mich herum unter Kontrolle zu halten. Die meiste Zeit meines Lebens heute mache ich mir keine Gedanken mehr darum, aber heute ist es anders. Denn zu den doofen Grübeleien gesellte sich jetzt ein „Siehst du, das kommt davon, wenn man nicht mehr das glaubt, was man eigentlich die Pflicht hätte zu glauben, so kann Gott dich natürlich nicht schützen, du lädst mit deinen schwarzen Fingernägeln Dämonen ja regelreicht ein. Da brauchst du dich ja nicht zu wundern, wenn du so bist.“
Es ist völliger Blödsinn. Das weiß ich. Aber irgend ein Teil meines Gehirns scheint es noch nicht mitbekommen zu haben. Mano. Dabei geht es mir doch eigentlich echt gut. Ich bin im Moment so gesegnet wie schon lange nicht mehr. Ich würde gerne einiges Schöne dazu schreiben, aber das hat mit tollen Menschen zu tun, die jetzt in meinem Leben sind und ich weiß nicht, ob die damit einverstanden wären, wenn ich sie erwähne.
Also bitte, warum denke ich so einen Scheiß? Diese bescheuerten Trigger! Ich will die nicht mehr, sie sollen sich verpissen! Aber so einfach geht das ja nicht. Ist ja nicht so, dass ich einfach sagen könnte „In Jesu Namen befehle ich dem Trigger zu verschwinden“ und dann ist alles gut. Das hat damals mit den „Dämonen“ nicht funktioniert und ich war völlig verstört deswegen. Und heute funktioniert das auch nicht. Nur mit dem Unterschied, dass es mich heute nicht überrascht. Ich meine, ich weiß, dass Gott mit mir durch mein Trauma geht, aber er schnippt nicht einfach mit den Fingern und alles ist wieder gut. So einfach ist das Leben nicht. Und auch nicht so schwer.
Ist das, was ich hier geschrieben habe irgendwie logisch? Ich hätte so gerne, dass die eine oder der andere mir schreibt, dass ich nicht völlig plemplem bin. Und dass eines Tages die Trigger aufhören werden. Und das nicht erst in Gottes Reich, irgendwie, irgendwo, irgendwann.
Ich bin kein Fachmann für Psychologie und habe auch keine Erfahrung mit religiösen Traumata.
Aber so wie Du schreiben und dich attikulieren kannst bist du bestimmt nicht gaga !
Ich wünsch Dir wirklich dass das besser wird und dir Gottes Frieden zuteil werden möge !
LG
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Danke. Tut schon alleine gut, es zu formulieren.
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PS:
„artikulieren“ muss es natürlich lauten !
( ich bin noch baff, weil ich erst eben feststellte, dass das alkoholfreie Bier, das ich schon mehrmals bei Aldi kaufte, künstliche Aromastoffe enthält und ich das erst jetzt bemerkte beim Blick auf das Etikett…… werd ich wohl zum teureren Jever- Bleifrei greifen künftig… First World Problems…)
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Ich glaube, dass es keinen Zweck hat, gegen so etwas anzukämpfen, du bleibst dann nur in einem Kreislauf sich aufschaukelnder Aggression. Mit der Zeit wirst du ohnehin dort hinausgleiten, aber du kannst von dir aus früher aussteigen. Ich glaube nicht an böse Geister, aber ich kenne ähnliche Situationen bei Stress im Beruf, besonders wenn er etwas mit Personen zu tun hat. Mit helfen dann längere Spaziergänge an der frischen Luft, bei denen ich z. B. den Psalm 23 vor mich hinmurmele. Das lenkt ab, bringt mich auf andere Gedanken und befreit. Besonders gut finde ich dann immer den Vers „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde“.
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Naja, hier schreibe ich oft auch einfach, wie mir grade der Schnabel gewachsen ist. Klar weiß ich, dass ich gegen Windmühlen kämpfen würde. Das Schreiben ist dann genau so ein Teil des „Durchgehens“ für mich, da kann ich ein bisschen Dampf ablassen und manchmal bekomme ich dann eine Rückmeldung, dass es anderen genauso geht und ich nicht alleine bin. Den Psalm 23 mag ich auch gerne, den haben wir mal in Hebräisch durchgenommen. Der Teil mit „Du erquickst meine Seele“ heißt im Hebräischen ungefähr „Du bringst meine Persönlichkeit zu mir zurück“. Das hilft mir manchmal.
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