Gut, mal sehen, ob ich es schaffe, darüber zu schreiben. (Muss leider schon wieder eine Trigger-Warnung bringen.)
Also Abendmahl, die Dritte, wenn ich richtig mit gezählt habe. (Hier die Erste und die Zweite) Und das Thema ist immer noch sehr schwer für mich. Ich schiebe es jetzt schon einige Tage vor mir her, darüber zu schreiben, auch weil ich mir neben dem auch über andere Dinge Gedanken mache. Ich habe immer noch jedes mal ein mulmiges Gefühl wenn ich diesen Tisch sehe mit Brot und Wein (bzw. Traubensaft) und wenn jemand dahinter steht und die Einsetzungsworte liest und dann sagt „Kommt!“, dann könnte ich mir jedes mal in die Hosen machen und würde am liebsten weg laufen. Aber ich tu es nicht mehr. In sofern ist es schon viel besser geworden seit dem Abendmahl in Israel, seit dem habe ich keinen Anfall mehr gehabt. Also, es wird. Aber es ist verdammt hart.
Naja, ich glaube, mein Problem ist zu einem großen Teil das, was mir über das Abendmahl „beigebracht“ wurde. Die Leute haben es echt gut gemeint und sie konnten nicht wissen, dass es so bei mir wirkt. Im Grunde wurde in der Gemeinde, in der ich das Abendmahl kennen gelernt habe, lange Zeit in diesem Zusammenhang darüber gepredigt, dass die Gemeinde die Braut Christi ist und im selben Satz gesagt, dass Jesus Verlangen danach hat das Abendmahl mit uns zu feiern – bzw. damals mit den Jüngern und somit auch mit uns. Und dass das Abendmahl die intimste Begegnung mit Gott sei und im selben Atemzug, dass Gott uns längst erkannt hat und das Wort für Erkennen in der Bibel gleichbedeutend mit Sex sei. Ich glaube, ich muss nicht näher ins Detail gehen, oder? Und zusätzlich verstörend ist heute für mich, dass ich das Abendmahl dann wirklich genossen habe. Jedenfalls eine Zeit lang.
Vielleicht kann man dann verstehen, warum es so schwierig für mich ist. Man sagt, es sei einfach ein Gemeinschaftserlebnis, oder man sagt, damit erinnere man sich daran, was Jesus für uns getan hat, oder man sagt als Christ mache man das halt… aber diese ganzen Erklärungen haben für mich nicht mal ansatzweise das Potential, diese Verknüpfung aufzulösen, nach dem Motto Abendmahl sei Sex mit Gott. Dieser Gedanke ist einfach so auf jede Art falsch und das schlechte Gewissen, das ich immer hatte, oder immer noch habe, weil ich Abendmahl einfach nicht genießen kann, lange Zeit sogar schrecklich fand, macht es wirklich nicht besser. Aktuell ist es so, dass ich zwar teilnehme, aber ohne jede Emotionen, ich mache es einfach nur und bin froh, dass ich in meiner aktuellen Gemeinde sicher genug bin und mir niemand einen Vorwurf macht. Denn ich weiß vom Kopf her, dass es mit Sicherheit von Jesus nicht so gedacht war, wie es rüber gekommen ist. Wenn ich das nicht wüsste, würde ich bestimmt nicht teilnehmen.
Allerdings glaube ich, dass jetzt Gott doch noch mal eingegriffen hat. Dass er vielleicht wieder etwas Richtung Heilung getan hat. Und zwar von einer Seite, die ich nicht erwartet habe. Von jemandem, der bei mir schon einen Flashback auslöst, wenn er nur den Mund aufmacht. Boah, was hab ich mich mit diesem Typen schon gezofft wegen gewissen fundamentalistischen Phrasen. Da geh ich ja manchmal an die Decke wie ein Sprungteufel. (Da fällt mir ein, dass ich dem noch einen Hossa-Talk-Link schicken wollte 😀 )
Aber dieser Typ hat was Interessantes gesagt. Ich weiß nicht, ob ich das richtig wiedergeben kann, aber ich versuch es mal. Wenn hier Theologen mitlesen, ihr könnt mich gerne berichtigen oder ergänzen oder bestätigen oder wie auch immer.
Jesus hat ja mal gesagt – oder soll gesagt haben, wie auch immer – dass, wer nicht sein Fleisch isst und sein Blut trinkt, keinen Teil an ihm haben könne. Und beim Abendmahl hat er das Brot mit seinem Leib (Fleisch) gleichgesetzt und den Wein mit seinem Blut. So weit, so bekannt. Aber mir war nicht bekannt, dass Jesus wohl hier auf einen bekannten Ritus bzw. bekannte Glaubenssätze anspielte. In den alten Religionen war es wohl so, dass den Göttern Tiere geopfert wurden, wenn man sie um etwas Bestimmtes bitten wollte. Also z.B. war Athene ja die griechische Göttin der Weisheit und wenn jetzt jemand eine sehr schwere Entscheidung treffen musste, konnte er in diesem Glaubenssystem im Athene-Tempel ein Opfer bringen (lassen) und so um Weisheit bitten. Und jetzt kommt der Plottwist: Dieses Opfer, ein Tier, wurde gedrittelt. Ein Teil wurde für die Gottheit verbrannt, ein Teil war für die Priester und ein Teil bekam der Opfernde. Und der Opfernde nahm diesen Teil mit nach Hause und feierte dann mit Freunden und Familie, dabei wurde dieser Teil des Opfers gegessen. Und: Indem das gegessen wurde, war der Glaube, dass die Eigenschaften der Gottheit auf denjenigen übergehen, der das Opferfleisch isst. Also in diesem Beispiel: Der, der Athene opferte weil er eine Entscheidung treffen musste, bekam so Anteil an Athenes Weisheit. Und das jetzt übertragen auf das, was Jesus über sein Fleisch und Blut gesagt hat: Wenn er wirklich darauf Bezug genommen hat, würde das bedeuten, dass wir durch das Abendmahl, weil wir (übertragen gesehen) sein Fleisch essen und sein Blut trinken (und nein, ich meine das nicht kannibalistisch) Anteil an seinen Eigenschaften bekämen. An seiner Liebe, seiner Barmherzigkeit, seinem Mut. Den Eigenschaften, die er in seinem Wirken immer wieder gezeigt hat, mit fortschreitender Zeit immer stärker.
Als ich das gehört habe, dachte ich, das sind ja jetzt ganz neue Voraussetzungen, da bekommt die Sache ein ganz anderes Vorzeichen. Denn den Gedanke, dass seine Eigenschaften auf mich übergehen, finde ich spannend. Und gar nicht bedrohlich. Im Gegenteil. Und weil ich weiß, dass er immer wieder gesagt hat: Lernt von mir, bzw. folgt mir nach, weiß ich auch, dass das völlig in Ordnung ist, wenn ich in seiner Liebe wachse, oder in seinem Mut. Es sind Sachen, die ich an ihm bewundere, die mir imponieren, von denen ich lernen möchte. Und wenn das Abendmahl (auch) in diese Richtung gedacht ist, dann kann ich glaub ich ganz gut damit leben. Es fühlt sich leicht an. Irgendwie natürlich und richtig. Nein, ich denke gar nicht so sehr an antike Opferriten, sondern tatsächlich einfach daran, dass das Abendmahl vielleicht einfach nur dabei helfen soll, Jesus ähnlicher zu werden. (Ja, ich weiß, das ist ne doofe Fundi-Phrase, aber mir fällt kein besserer Ausdruck ein.)
Ob es wirklich weiter hilft, weiß ich nicht. Aber ein Versuch ist es wert, oder? 🙂