Habe eine Mail bekommen

Ich bekomme manchmal Mails von Leuten, die hier mitlesen. Freue ich mich immer drüber. Weil sich dadurch oft ganz tolle Mailwechsel und Gespräche ergeben. Jetzt hat mir jemand einen Text geschickt mit dem Vorschlag, ihn als eine Art Nachtrag von Die Sache mit Vergeben zu veröffentlichen. (Ich glaube jedenfalls, dass er sich auf diesen Artikel bezogen hat) Ich stell seinen Text einfach mal zur Diskussion hier rein, er ist ziemlich lang, aber gut zu lesen. Bin mal gespannt, was für Reaktionen kommen. Weißt schon: Prüft alles und das Gute behaltet.

DIESER TEXT KANN TRIGGERN. PASST AUF EUCH AUF.

schafGottes Schafe I

Joh 10,14
Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich,
Die Sache Jesu braucht Begeisterte, hieß es einmal in einem Lied.
Nur wo wir begeistert sind, können wie Seine Wünsche erfüllen.
Begeisterung dient immer der Sache Gottes: Denn wenn jemand begeistert ist, dann ist er zufriedener, umgänglicher und offener; also für seine Mitmenschen besser zu ertragen. Außerdem besteht Ansteckungsgefahr: Wie schnell kann ein kleiner Funken ganz unbemerkt überspringen?
So wird auch Begeisterung, die auf den ersten Blick nichts mit Seiner Sache zu tun hat, doch zur Sache Jesu.
Deswegen ist es so wichtig, dass wir etwas haben, für das wir uns begeistern.
Begeisterung muss nicht immer überschäumend sein. Manchmal ist sie ganz still und ruhig, ja fast nicht zu bemerken:

Alle Menschen sind Gottes Schafe
Ein weiser Mann begab sich einmal auf Wanderschaft. Vielleicht trieb ihn die
Sehnsucht nach einer heilen Welt. Eines Tages übernachtete er bei einem alten
Schäfer.
Sofort merkte der Besucher, dass der Hirte ein rechtschaffener Mann war. Abends
betete der Schafhirte: „Herr ich liebe dich so sehr, dass ich, wenn Du eine Schafherde hättest, sie umsonst für Dich weiden würde.“
Vor der Abreise bemerkte der Besucher: „Alle Menschen sind Gottes Schafe. Wir alle
sind seine Herde. Wie willst Du so eine große Schafherde weiden?“ Der Schäfer
entgegnete: „Ach so ist das? Lass mir ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken.“
Darauf meinte der weise Mann: „Ich komme in fünf Monaten wieder vorbei und ich bin
gespannt, was sich bis dahin in Deinem Leben alles verändert hat.“
Als der Fremde nach fünf Monaten wieder kam, hatte sich auf den ersten Blick
überhaupt nichts verändert. Doch bald bemerkte er eine tiefe innere Zufriedenheit
und Freude bei seinem Gastgeber. Am Abend betete dieser: „Herr ich liebe Dich so
sehr. Danke dass ich Deine Schafe weiden darf.“ Vor der Abreise fragte der Weise:
„Wie kannst Du all die vielen Schafe hüten?“
Da bekam er zur Antwort: „Ich habe sie alle in mein Herz eingelassen und wenn ich
bete oder arbeite oder sonst irgendetwas tue, dann tue ich es für sie.“

Gottes Schafe II

Ps 79,9 Hilf uns, Gott unsres Heils, um der Herrlichkeit deines Namens willen! Reiß uns
heraus und vergib uns die Sünden um deines Namens willen!
Verzeihung ist immer möglich?
Ich möchte auch gern so ein Schäfer für Gott sein. Was hindert mich daran?
Es gibt Menschen mit denen ich nicht versöhnt bin und die ich deshalb nicht in mein
Herz hineinlassen will. Was hält mich davon ab, mich mit ihnen zu versöhnen?
Manchmal sage ich im Geist schnell: „Ich vergebe Dir.“ und meine dann, dass die
Sache erledigt ist. Dann habe ich mich selbst betrogen, weil ich vergessen habe
nachzufragen, ob die Versöhnung wirklich aus tiefsten Herzen kommt. Deshalb muss
ich über längere Zeit hinweg immer wieder sagen: „Ich vergebe Dir.“ Nur so kann ich wahrnehmen, ob es mir damit wirklich ganz ernst ist. Jetzt kann ich leicht verwirrt
werden: An einem Tag meine ich, dass die Verzeihung wirklich ganz ehrlich ist, am
anderen Tag halte ich es für eine Lüge und dann spüre ich vielleicht auch wieder
überhaupt nichts. Deshalb ist dabei große Beharrlichkeit nötig. Wenn ich mehrere Tage
hintereinander wahrnehme, dass es jetzt wirklich von ganzem Herzen kommt, dann
darf ich mir sicher sein, dass die Versöhnung geglückt ist. Jetzt brauche ich mich nicht
mehr verunsichern zu lassen, dass ich mir das alles nur einbilde.
Soweit es mir möglich ist, sollte ich dabei auch versuchen für den, dem ich verzeihen
will zu beten, ihn Gott anzuvertrauen, dass Er ihm künftig ein glückliches Leben
schenke, und ich sollte ihn auch segnen. Am Schluss werde ich dabei dann, in mir
selbst, Liebe verspüren. Danach sollte ich jedoch nicht vergessen, Gott für diese Gnade der Vergebung zu danken.
Ja, aber es gibt schwerere Verletzungen, bei denen mir die Kraft zur Versöhnung fehlt.
Dann bitte ich tagtäglich vertrauensvoll Gott, dass er mir die Kraft dazu schenkt und
spüre ab und zu nach, ob er sie mir schon geschenkt hat.
Im festen Vertrauen, darf ich mich schon gleich, täglich, bei Ihm für die kommende
Hilfe bedanken. Aber manches lastet so schwer auf mir, dass ich nicht verzeihen will!
Auch dann brauche ich nicht zu verzweifeln, denn bei Gott gibt es keine
hoffnungslosen Fälle. Er verspricht uns in der Hl. Schrift:
Denn Gott ist es, der in euch das Wollen und das Vollbringen bewirkt, noch über euren
guten Willen hinaus. (Phil 2,13)
Ich sage dann einfach täglich: „Dein Wille geschehe. Ich vertraue auf Dich.“ und
beobachte, ob sich in mir etwas verändert. Dazu brauche ich aber viel Geduld und
Beharrlichkeit. Vielleicht wird dies sogar zur Lebensaufgabe für mich.
Aber wenn dies das einzige ist, was mir in meinem Leben gelingt, dann ist mir alles
gelungen, denn der Sinn unseres Lebens ist es Gott ähnlicher zu werden – das bedeutet: in der Liebe zu wachsten. Und zu solch einer Vergebung braucht es wahrlich viel Liebe.

Gottes Schafe III

Ps 39,8 Und nun, HERR, worauf habe ich gehofft? Meine Hoffnung, sie gilt dir!
Schwere Verwundungen kann man sich oft erst nach einem langen Abstand
anschauen. Deshalb ist Geduld sehr wichtig. (Herr schenke uns in Deiner Huld, möglichst bald, recht viel Geduld.) Jetzt wird jemand sagen: Das klingt zwar ganz gut, aber es hilft  mir nicht wirklich weiter. So kann ich das Problem nicht lösen. Das ist auch nicht beabsichtigt: Nur Jesus kann erlösen. Es soll erst mal helfen, sich selbst nicht aufzugeben und die Hoffnung nicht zu verlieren.

Das kleine Fünkchen Hoffnung

Es war einmal, als sich zwei Verliebte ganz innig umarmten. Da sprühten von ihnen
kleine Fünkchen Hoffnung aus.

Eines dieser Fünkchen freute sich auf sein Leben: Das wird sicherlich ganz toll. Die
Menschen warten schon sehnsüchtig auf mich. Aber erst einmal musste es einen Menschen finden, bei dem sie Wohnung beziehen konnte. Sie suchte lange Zeit und die Enttäuschung war groß: Niemand wollte es haben.
Das kleine Fünkchen Hoffnung war verzweifelt und irrte planlos durch die Gegend.
Da begegnete ihm ein großer Funken Hoffnung: Was machst Du denn für ein Gesicht.
Das passt aber überhaupt nicht zu Deiner Lebensaufgabe.
Das kleine Fünkchen erzählte ihm all sein Leid und jammerte: Alles hatte so toll
begonnen und ich war so begeistert, ich wollte in allen Menschen ein Riesenfeuer
entzünden und jetzt bin ich total nutzlos. Niemand öffnet mir seine Tür.
Die große Hoffnung dachte eine Weile nach, dann meinte sie wehmütig: So ähnlich
ging es mir in meiner Jugend auch. Ich wollte die ganze Welt erleuchten. Aber ich
musste erkennen, dass die Menschen das Feuer fürchten. Deswegen werden wir so
soft abgewiesen. Man muss ganz vorsichtig und behutsam mit den Menschen
umgehen.
Die kleine Hoffnung wurde sehr nachdenklich, aber dann bedankte sie sich und zog
weiter.
Schließlich kam sie zu Dir: Darf ich bei Dir einkehren? Ich entzünde in Dir auch nur ein
ganz kleines Licht. Gerade so viel, dass Du mich nie vergisst. Es lächelt und schaut Dich ganz hoffnungsvoll an.

Gottes Schafe IV

Ps 26,3 Denn deine Huld stand mir vor Augen, in deiner Wahrheit ging ich meinen
Weg.
Eine ganz persönliche Erfahrung: Solange ich mir die Wahrheit über mich selbst nicht
eingestanden habe, war ich wie in einem Käfig. Ich konnte noch so viel hin- und
herrennen, aber ich kam keinen Schritt weiter. Erst als ich mir die Wahrheit über mich
selbst eingestanden habe, konnte ich auf dem Weg ich selbst zu werden weiter
kommen. Deshalb ist es in allem und immer wieder nötig, uns der Wahrheit zu stellen: Sie nicht zu verdrängen und sie nicht zu beschönigen. Also ist der erste Schritt, den wir tun können, wenn uns die Verzeihung am Herzen liegt, uns auf die Wahrheit einzulassen: Kann ich nicht verzeihen? Will ich nicht verzeihen? Nur so kann ich erkennen, wo ich im Augenblick wirklich stehe. Jetzt ist es aber ganz wichtig, dass wir, soweit es uns möglich ist, nichts beurteilen oder gar verurteilen. Es geht nur um die Wahrheit. Erst sie ermöglicht es uns, etwas zu verändern und uns auf den Weg zu machen. Zur Wahrheit gehört auch unsere Hilflosigkeit. Aber all das soll uns nicht entmutigen, sondern es zeigt im Gegenteil, dass wir den Mut haben, die nötigen Schritte anzugehen.

Gottes Schafe V

Ps 63,8
Ja, du wurdest meine Hilfe, ich juble im Schatten deiner Flügel.
Wir haben gemerkt, dass das ein schwieriger Weg wird, den wir aus eigener Kraft nicht
schaffen. Aber Gott ist gern bereit uns zu helfen, wenn wir ihn darum bitten. Aber vielleicht gehört es auch zur Wahrheit, dass wir in einer solchen Situation nicht
einmal mehr das Bitten schaffen. Wir verstehen uns als Gebetsgemeinschaft.
Deswegen möchte ich Sie alle bitten, ganz innig für die Betroffenen zu beten.
_ _ _
Manchmal tun wir etwas für jemanden, weil wir ihn lieben.
Manchmal entsteht die Liebe, weil wir etwas für jemand anderen tun.
Beten ist eine ganz intensive Form, etwas für andere zu tun.
Gottes Schafe VI
Ps 30,9 Zu dir, HERR, will ich rufen und zu meinem Herrn um Gnade flehn

Was tun, wenn wir die Wahrheit angenommen haben?
Wir können handeln wie der Hl. Andreas: Er brachte einfach alles vertrauensvoll zu
Jesus. Gehen wir also mit der ungeschminkten Wahrheit zum Herrn. Das könnte dann vielleicht so aussehen:
Lieber Vater im Himmel,
Du kennst all mein Elend. Herr heile mich. Wie immer das auch geschehen mag.
Obwohl es unvorstellbar für mich ist. Befreie mich von dieser Last.
Du weißt, dass ich in dieser Sache werden verzeihen kann noch will. Aber so wie es
jetzt ist, soll es ja auch nicht bleiben. Ich weiß, dass ich Dich nur zu bitten bräuchte,
dass Du mich veränderst, aber selbst davor habe ich einfach zu viel Angst. Aber wie
soll es Frieden auf der Erde geben, wenn ich nicht damit anfange? Wie soll mehr Liebe
in die Welt kommen, wenn ich nicht damit anfange? Wie kann das Angesicht der Erde
neu werden, wenn ich an meinen alten Verletzungen fest halte?
Ich bin erstarrt, belebe mich neu. Nur so kann auch ich neues Leben schenken, nur so
kann ich für den anderen zum Erlöser werden.
Ich weiß das alles und bin doch in mir gefangen.
So kann ich nur alles vertrauensvoll in Deine Hände legen.
Danke Herr, dass Du trotzdem immer zu mir hältst.
Amen

Gottes Schafe VII

Offb 22,12 Siehe, ich komme bald und mit mir bringe ich den Lohn und ich werde
jedem geben, was seinem Werk entspricht.
Vielleicht sagt jetzt jemand: Gut und schön. Aber an meiner Situation hat sich nichts
verändert. Es hat sich etwas verändert: Jesus ist die Wahrheit, also bin ich Ihm näher gekommen, als ich mit die Wahrheit eingestanden habe. Ich habe meine Hilflosigkeit vor Gott hingetragen: Er nimmt sie an und verwandelt sie in Segen. Da Er auf meine Schwächen Rücksicht nimmt, kann das sehr lange dauern. Aber es ist jetzt etwas in
Bewegung gekommen. Jetzt ist es wichtig, dass ich nichts erzwingen will. Es darf so sein, wie es ist: Ich verurteile mich nicht. Ich will jetzt nur auf Veränderungen achten.
Immer wieder will ich wahrnehmen, wie es mir geht, wenn ich an den anderen denke.
Es kann sein, dass es mir dabei erst mal schlechter geht, weil ich mir die Wahrheit
eingestanden habe. Aber ich darf zuversichtlich sein, dass sich langfristig etwas verändert. Was ich wahrnehme, einfach wahrnehmen, nicht beurteilen und auch nicht versuchen es zu beeinflussen.

Sich einfach der Wahrheit hingeben: Es ist wie es ist.
Immer wieder nachspüren und Veränderungen wahrnehmen.
Mit Gott in enger Verbindung bleiben und mir bei Veränderungen sagen lassen, wie ich
darauf reagieren kann. Bitte die Gebetsunterstützung füreinander in dieser Sache nicht vergessen.

Gottes Schafe VIII

Mt 4,17
Von da an begann Jesus zu verkünden: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe.

Letztlich können wir uns nicht an der Einsicht vorbeimogeln:
Wenn es auch nur einen Menschen gibt, dem ich im Himmel nicht begegnen möchte,
dann kann der Himmel für mich nicht zum Himmel werden.
– – –
All das Leid, das damit verbunden ist, erhält seinen Sinn im Leider Jesu.
Kol 1,24 Jetzt freue ich mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib,
der die Kirche ist.
Ich darf mit meinem Leiden ergänzen, was noch an der Erlösungstat Jesu fehlt.
Fast unglaublich: Ich werde durch meine Leiden zum Miterlöser.
Leiden findet seinen Sinn und seine Erfüllung in der Erlösung.
Lk 23,34 Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!
Mit diesen Worten erlöste Jesus die ganze Welt und wurde so von all Seinen Leiden erlöst, so dass Er zum Vaterhaus zurückkehren konnte.
Gottes Schafe IX
Denn sie wissen nicht was sie tun bedeutet nicht, dass sie nicht bewusst und vorsätzlich gehandelt haben. Es bedeutet, dass wir die Auswirkungen und die Folgen der Sünde nicht erkennen können.

Es ist wie, wenn wir einen Stein ins Wasser werfen und nur die erste kleine Welle
sehen, aber nicht mehr.
All die immer größer werdenden Wellen, die sich über den ganzen Teich verteilen,
erkennen wir nicht.
So bekommen wir keine Ahnung von dem was wir wirklich in Gang gesetzt haben.
Aber wenn ich statt eines Steins der Sünde einen Stein der Liebe werfe, hat das die
gleichen, unvorstellbaren, Auswirkungen.
Das soll uns Begeisterung schenken, Liebe zu leben, auch wenn sie uns unscheinbar
klein vorkommt.

22 Gedanken zu “Habe eine Mail bekommen

  1. Kira schreibt:

    Es sind ein paar Trigger in dem Text, auf die ich entsprechend allergisch reagiere. Aufgrund meines eigenen persönlichen Hintergrundes. Unter dem Aspekt sollte man auch meinen Kommentar verstehen.
    Es ist ein rein subjektives Empfinden – Druck. Der Druck, vergeben zu müssen, es lernen zu müssen, es zumindest lernen wollen zu müssen, es sich einzugestehen, dass ich es vielleicht gar nicht will… Die Intention des Textes war sicher eine andere. Bei mir hat er halt die entsprechenden Knöpfe gedrückt.
    Sorry.
    lg

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    • bithya85 schreibt:

      Du hast recht!!! Ich hätte an eine Trigger-Warnung denken müssen, denn ich wurde beim Lesen vor Allem am Anfang des Textes auch getriggert. Tut mir leid, ich hole es sofort nach. Und tut mir auch leid, dass du das hier erleben musstest.
      Stellenweise erlebe ich es ähnlich, als dieser altbekannte, latente Druck, dass es so sein müsse, wie der Autor es erlebt hat und mit einem was nicht stimme, wenn man eine ganz andere Lebenswirklichkeit hat. Dieses von sich auf andere und auf die Welt schließen. Aber zwischendurch die Geschichten und kurzen Texte, die fand ich wieder schön und konnte daraus was mitnehmen.

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      • Kira schreibt:

        Ich wollte keinen Vorwurf machen, mir tat es einfach nur so leid, dass ich so gar nicht auf die positiven Aspekte des Textes eingehen, bzw. ihn ganz sachlich diskutieren konnte… ich hätte ihn verrissen. Und das eben aus einem emotionalen Impuls heraus. Zu den Sachen, die mir darin quer liegen, hätte ich aus dem Stehgreif ’ne Abhandlung verfassen können, warum das ja nun mal gar nicht geht… Und so diskutiert es sich halt schlecht 🙂
        Ich lese ihn mit etwas Abstand nochmal. Er ist nämlich sehr interessant. Und spannend, sich damit auseinanderzusetzen. Und dann gebe ich meinen Senf dazu 😀
        lg 💙

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      • bithya85 schreibt:

        Aber du hattest recht. Ich kann für die Trigger im Text nichts, aber ich hätte wenigstens warnen können, denn ich habe sie auch bemerkt.

        Freu mich schon auf deine Meinung, sowohl zu dem Positiven als auch dem Negativen. 🙂

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  2. Kira schreibt:

    Gottes Schafe 1
    Der Gedanke, dass wir alle Gottes Schafe sind, birgt in sich viel Trost… Die Verbundenheit mit Gott, in dessen Händen wir alle letztlich sind, der keinen von uns lässt. Auch die richtig, richtig schwarzen Schafe nicht. (Zu denen man sich selbst ja auch oft zählt.) Mich tröstet das. Nicht alles kann man vergeben, nicht jeden lieben. Aber vor Gott ist keiner vergessen und zu wissen, dass er auch an diejenigen denkt, an die ich oder jemand anders nicht denken kann oder mag… es ist Hoffnung, die ich darin finde.

    Jeden Menschen in mein Herz einzulassen, wie es der Hirte tut, ist etwas, was denke ich nur Gott möglich ist. Allein diesen Anspruch zu haben, dass einem das gelingt, führt wahrscheinlich nur in einen Burn out. Der Perfektionsgedanke, der dahinter steht, der macht nur krank. Ich MUSS nicht die gesamte Menschheit im Herzen tragen. Ich bin nicht Gott. Und ich sehe es auch nicht als meine Aufgabe an, Gott zu werden.
    Wenn ich es auf dem Herzen habe, kann ich versuchen, alle Menschen in meine Gebete einzuschließen – und mich so daran erinnern, dass wir alle Schafe in einer Herde sind. Ich kann manchmal so beten und es fühlen, dass es so ist… und dann bin ich dankbar für diesen Moment. Und dann gibt es Tage, wo ich das nicht kann und auch nicht will. Und auch das ist ok so. Weil meine Empfindung die Tatsache nicht aufhebt.

    Gottes Schafe 2
    „Verzeihung ist immer möglich?“ Nein. Diesen Anspruch zu erheben bedeutet nichts anderes, als einem leidgeprüften Menschen einen Sack Zement auf die Schultern zu laden. Bei Gott ist Vergebung. Für jeden. DAS ist etwas, was trägt. Daran kann ich festhalten.
    Wenn ich darum bitte und darum kämpfe, vergeben zu können, dann nicht, weil ich den Anspruch habe, die gesamte Menschheit in meinem Herzen (und auf meinen Schultern) zu tragen. Das ist, wie gesagt, etwas, woran ich nur scheitern kann. Was mich daran hindert, so ein Hirte zu sein? Die Realität. Und es macht mich wütend, wenn einerseits offensichtlich ist, dass wir als fehlbare Geschöpfe geschaffen wurden, andererseits aber unterschwellig proklamiert wird, nach Perfektion zu streben. Wozu? Um uns mies zu fühlen, weil es nie gelingt?
    Also, wenn ich mich bemühe, vergeben zu lernen, dann nur aus dem Grund – weil ich weiß, dass das der Weg zur Heilung für mich ist. Manchmal gibt es Situationen, wo einem genau das bewusst wird. Und dann ist auch der Wunsch, vergeben zu können da. Und der Trost, dass Gott es möglich machen kann.
    Die Betonung liegt auf manchmal. Manchmal will und kann ich auch nicht vergeben und halte mich daran fest, dass ich ebenso wie mein Schuldiger in Gottes Liebe geborgen bin. Und es nicht meine Aufgabe ist, mich selbst zu kasteien, um in eine geheiligte Form zu pressen. Amen.
    Ja, in der Liebe zu wachsen ist etwas, was ich mir persönlich durchaus zur Lebensaufgabe gemacht habe. Erste Lektion – ich liebe mich selbst. Daran scheitert es nämlich am meisten. Das heißt, ich nehme mich an, mit allen Schwächen. Auch mit der, nicht immer vergeben zu können und zu wollen.

    Gottes Schafe 3
    Schöne Geschichte. Aber mal Klartext: Hoffnung worauf? Eine Bibelstelle bringt jemanden in einer akuten Notsituation nicht weiter.Geduld… Warten, dass alles besser wird? Ist nicht unbedingt ein kluger Schachzug. Ich plädiere dafür, konkrete Anlässe für Hoffnung zu schaffen, anstatt auf geduldiges Ausharren hinzuweisen. Sprich – ich helfe, wo ich kann. Wo ich das nicht kann, bin ich einfach nur da – und halte mich mit klugen (Bibel)sprüchen zurück.

    Gottes Schafe 4
    Da kann ich ganz mitgehen. Und ergänze: Die Liebe macht es möglich. Sich selbst in Liebe anzusehen, schafft Raum, die Wahrheit über sich selbst anzunehmen. Ich bin, wie ich bin…wie? Warum? In der Liebe und durch sie betrachtet, findet alles seinen Platz.

    Die anderen Punkte kommen später, ist eh schon ziemlich lang geworden. lg

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    • bithya85 schreibt:

      Hi Kira, stark, dass du dich so damit auseinander setzt. Und bei ganz vielem stimme ich dir auch voll zu.
      Grundsätzlich: Ich mag keine Schafe. 😀 Ich denk da immer, die stinken und sind dumm. Und ich möchte nicht stinken und nicht dumm sein 😀 OK, OK, ich weiß, dass das nicht damit gemeint ist. Und wenn man daraus liest, so wie du, dass Gott sich um uns alle kümmert und keinen von uns vergisst oder verstößt, dann ist das wirklich was sehr Schönes. Und das glaube ich auch auf jeden Fall. Nur: Warum müssen es ausgerechnet Schafe sein?

      Den Anspruch zu haben, jeden Menschen in sein Herz zu lassen finde ich persönlich sogar noch schlimmer als den Anspruch, immer vergeben können zu müssen. Denn dann müsste ich auch die Menschen in mein Herz lassen, die mich wirklich verletzt haben und vor denen ich mich auch in Gedanken schützen müsste. Wenn ich die jetzt so wie Gott in mein Herz lassen müsste, ich denke da an eine bestimmte Person, die ich für eine Weile wirklich vergessen musste, um heil zu werden, ich würde doch daran kaputt gehen. Traumata würden immer wieder hoch kommen, ich könnte mich gar nicht erholen und würde wahnsinnig werden. Davon abgesehen, auch wenn man keine solchen krassen Leute im Leben hat, hat man als Mensch ja nur begrenzten Platz, sozusagen. Wir sind nicht unendlich, wie Gott.

      Naja, ich glaube, Vergebung ist ein zu komplexes Thema, ich denke, da kommt sooooo viel zusammen, aber du hast Recht: Müssen geht gar nicht. Vergebe als Befehl funktioniert nicht, das ist meiner Meinung nach ein Sei-Spontan-Paradox. Man kann es höchstens zulassen und offen dafür sein und meiner Meinung nach sollte man es auch, denn es tut einem selbst und den Menschen um einen herum gut und für mich ist es auch ein Grund, dass Gott es sich von mir wünscht. Aber das ist nur meine Meinung. Und wie gesagt: Auf keinen Fall erzwungen. Das geht so wenig wie man sich zwingen kann, zu schlafen. Auch, wenn ich möchte, dass jemand mir vergibt, das kann ich nicht einfordern, da hätte ich kein Recht zu.

      Die Geschichten zwischendurch mag ich sehr gerne, besonders die mit der Hoffnung. Die finde ich sehr, sehr schön, einfach als Geschichte, die vielleicht nicht unbedingt etwas Sachliches beisteuert, aber emotional eine ganze Menge transportiert und mir sagt, gib nicht auf. Das kann ich manchmal wirklich gebrauchen, denn ich lasse mich leicht entmutigen.

      Nur ein paar Gedanken von mir dazu. Liebe Grüße!

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      • Kira schreibt:

        Ich habe Deinen Kommentar erst jetzt gelesen, nachdem mein zweites Pamphlet schon raus war 😂
        Sorry, dass das so ausgeufert ist. Es hat mich echt aus der Fassung gebracht. Ich mache es kurz: In Schafe 7 dieses Bild vom Gläubigen, dem es genügt, die Wahrheit erkannt zu haben, hilflos zu sein – das ist für mich die Theologie vom armen Würstchen, dass seine Erfüllung darin findet, sein Scheitern an den eigenen Ansprüchen als Märtyrertum zu adeln. Es ist einfach ein Bild, mit dem ich überhaupt nicht kann. Dazu passt das Bild vom Schaf auch ziemlich gut, treudoof durch die Gegend blöken und stinken, aber wenn man das Schaf Gottes ist, wird aus treudoof und Gestank (hilflos und sündhaft, leidend) plötzlich eine Tugend. An die Schafe hatte ich gar nicht gedacht, aber das ist interessant, genau das Bild ist es glaube ich, das diese ganze verquere Vorstellung erst auslöst und so gesehen kann man das, was ich geschrieben habe, mit Deinen Worten auf den Punkt bringen – Ich will kein Schaf sein. Bäh! (Wortwitz, haha🤣)
        Und in Punkt 8 bin ich ausgetickt bei der Vorstellung, dass man vergeben MUSS – damit der Himmel für mich zum Himmel werden kann. Punkt 8 war der, der mich am meisten zum ausrasten gebracht hat. Aber das muss ich nicht mehr ausbreiten. Es ist alles gesagt.
        Das stimmt, der emotionale Bezug von der Hoffnungsgeschichte ist sehr schön. Man sollte sie lesen ohne das ganze drumherum. Danke, dass ich mich daran so abarbeiten konnte, hatte glaube ich einen therapeutischen Effekt… für mich. Vielleicht stolpert ja mal jemand darüber, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat und vielleicht hilft ihm das ja ein wenig. Jedenfalls, danke
        lg 💙

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      • bithya85 schreibt:

        Meintest du mit dem Bild vom Gläubigen, dem es genügt, die Wahrheit zu erkennen das aus Gottes Schafe VII? Das habe ich nämlich ganz anders verstanden. Ich habe das eigentlich sehr positiv verstanden, dass man vor Allem und zu Aller erst vor Gott ehrlich sein darf und zugeben kann: Hier, so sieht es im Moment bei mir aus, ich kann grade nicht oder ich will grade nicht oder ich weiß nicht, wie oder however. Und dass das dann auch erst mal so OK ist.
        Nummer 8 hat mich zum Nachdenken gebracht, aber ich weiß noch nicht genau, was es für mich bedeutet und ob es gut oder schlecht ist. Aber wie gesagt, mit Druck geht da gar nichts. Und ich denke, das ist auch gut so.

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      • Kira schreibt:

        Was mir gerade aufgefallen ist – Vielleicht habe ich die römischen Zahlen falsch gelesen, ich dachte immer, VII bedeutet sieben und VIII acht…aber dann fehlt die sechs in dem Text. Jedenfalls meinte ich mit sieben und acht die letzten beiden Texte.
        lg

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  3. Kira schreibt:

    Gottes Schafe 5
    „Wir haben gemerkt, dass das ein schwieriger Weg wird, den wir aus eigener Kraft nicht schaffen.“
    Korrekt. Ich frage mich, ob es wirklich sinnvoll ist, diesen Weg überhaupt einschlagen zu wollen. Vielleicht, weil mich die grundlegende Motivation nicht wirklich überzeugt. Und auch nicht die Art und Weise, wie dieser Weg bei mir ankommt – wie eine Betriebsanleitung. Wie werde ich heilig in acht Schritten. Ich bitte um Verzeihung, wenn ich das völlig falsch wahrnehme. (Und das ist jetzt keine Ironie!) Es tut mir wirklich leid, wenn es so ist. Dass ich es so empfinde, hat vielleicht nur mit mir zu tun, nicht mit der Intention des Textes.
    Aber das kommt bei mir an – der Weg ist schwierig, aber wir sollen ihn gehen. Völlig vorbei an der individuellen Realität jedes einzelnen. Weil Gott will, dass wir ihm ähnlicher werden. Also versuchen wir es, machen Vergebung zu unserer Lebensaufgabe. Und die Welt zu einem besseren Ort.
    Die Sache an sich ist gut und richtig…aber irgendwie ein einziger Krampf. Und ich glaube erstens nicht, dass es so funktionieren wird und zweitens auch nicht, dass es so und nicht anders gehen muss.
    Die Realität greift spätestens beim „Aber Gott ist gerne bereit uns zu helfen, wenn wir ihn darum bitten.“ Ich bin mit solchen Sätzen echt vorsichtig geworden. Bete nur lange und ausdauernd genug und Gott hilft. Und was, wenn nicht? Erfahrungen dazu gibt es doch genug. Jetzt konkret zu dem Thema: was macht das mit mir, wenn ich bis an mein Lebensende darum bitte, immer und jedem vergeben zu können, mich darin übe, anstrenge, und dann am Ende feststelle, dass es mir nicht gelungen ist? Habe ich dann falsch, zu wenig gebetet? Gott missverstanden? Es ist diese Endgültigkeit, die mich in solchen Sätzen stört. Die letztlich nur den Schluss zulässt, dass der Fehler bei mir liegt.
    Manchmal hilft Gott, wenn man ihn darum bittet. Manchmal schreit man zu ihm und er scheint fern und unnahbar zu sein. Manchmal greift er auch ein, ohne dass man ihn darum gebeten hat. Es ist nicht so einfach und logisch wie das Einmaleins. So funktioniert das Leben nicht. Und Gott auch nicht. Meine Erfahrung.
    Alles vertrauensvoll zu Gott bringen… Es ist gut zu wissen, das man mit allem zu ihm gehen kann. Und ebenso – dass man es auch lassen kann. Weil man Gott gerade nicht mehr aushalten kann. Weil man es einfach nicht mehr erträgt, immer wieder mit der gleichen Last zu ihm zu kommen, ohne das etwas geschieht. Manchmal kann man einfach nicht mehr vertrauen, weil der Glaube selbst zur Last geworden ist. Und zu wissen, dass Gott auch das aushält, kann ungemein befreiend sein.

    Jaa, und dann kommen so ein paar Knaller in Form von Sätzen wie diesem: „Ich weiß, dass ich Dich nur zu bitten bräuchte, dass du mich veränderst…“ Habe ich jahrelang gemacht, mit dem Resultat, dass ich mich dahingehend verändert habe, dass ich meinen Glauben in die Tonne kloppen konnte. Aber bestimmt hab ich da was falsch gemacht/verstanden. Wahrscheinlich zuviel Angst gehabt. So konnte Gott da natürlich gar nichts reißen, klar. Blöd gelaufen. Nee, sorry, bei dem Satz ist echt Schluss bei mir. Der tat richtig weh. Und dann – weil ich zu doof/gestört/ängstlich/verkorkst bin und es einfach nicht gebacken kriege, meine Wunden loszulassen, kann der Weltfrieden nicht kommen?! Ja, bei den Punkten hab ich die Fassung verloren. Wenn jemand verletzt ist finde ich es unverantwortlich, denjenigen noch anzumahnen, dass die Welt nicht besser werden kann, nur weil er nicht bereit ist, zu vergeben. Das ist einfach nur lieblos und geht völlig am Menschen vorbei. Ein Opfer hat nicht auch noch die Aufgabe für den Täter zum Erlöser zu werden. Der Job ist bereits vergeben.
    Ich beende das wieder für heute, es artet zu sehr aus. Zum Rest muss ich auch noch was loswerden, werde dann versuchen, mich kürzer zu fassen
    lg

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    • bithya85 schreibt:

      „Eine Betriebsanleitung. Wie werde ich heilig in acht Schritten“ 😀 So habe ich vieles aus dem Text auch empfunden. Mit diesem latenten Unterton und der war es auch hauptsächlich, der mich aufgeregt hat. Dann finde ich es für mich auch ganz schwer, die positiven Dinge heraus zu lesen, die ja auch drin sind. Wenn mir jemand zwischen den Zeilen sagt, dass er eh schon viel weiter sei als ich und die ultimative Antwort auf alles hat und dabei nicht mal erst zuhört, wie das Leben und die Geschichte des Gegenübers aussieht, dann ist es doch klar, dass der Rat(Schlag) früher oder später nicht mehr greift, aber dann ist die Frage schnell, wer daran schuld ist und da setzt sich ja im Zweifel immer der Mächtigere durch.

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  4. Kira schreibt:

    Ja, das aus VII ist hatte ich gemeint. So wie Du es verstehst – das kann man da auch rauslesen. Wie es bei uns ankommt, hängt ja auch viel von unserer individuellen Situation ab.
    Ich habe mich eigentlich an der Einleitung aufgehängt, dass jemand sagt, „Aber an meiner Situation hat sich nichts verändert.“ Also praktisch, als ob ich dieser jemand wäre. Das hat einen etwas wunden Punkt berührt und entsprechend habe ich reagiert. Von daher ist meine Interpretation nicht in Stein gemeißelt, sie war eher was…Persönliches.
    Schafe VIII… Ich kann es mittlerweile lesen, ohne hochzugehen wie ein Hefeteig.
    Der letzte Absatz, das mit dem Stein im Wasser als Bild für die Auswirkungen, die wir nicht sehen können, das in Verbindung mit dem letzten Satz – das ist genau meins. Da bin ich ganz da, jedes noch so kleine Steinchen Liebe, das man in den See wirft – Yep. Nichts davon ist umsonst. Und es ist schön, sich vorzustellen, dass so etwas wie ein gutes Wort, ein Lächeln, viel tiefere Auswirkungen haben können, als man in dem Moment erkennt.
    Zu dem anderen – Ja, ich verstehe die Notwendigkeit von Vergebung für einen selbst. (Bezogen auf: der Himmel kann für mich nicht der Himmel sein, wenn ich jemanden darin nicht sehen will). Ich sehe aber nicht, dass es realisierbar ist, jedem zu vergeben. Vielleicht ist Heilung ein Prozess, der manchmal so lange dauert, dass ein Leben dafür nicht ausreicht. Der erst abgeschlossen werden kann, wenn man wirklich ganz bei Gott ist.
    Und der Abschnitt mit dem Leid – das ist etwas, das mir irgendwie befremdlich ist. Ich weiß auch nicht genau, wie ich das verstehen soll.
    lg

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  5. bithya85 schreibt:

    Das mit dem Leid hab ich auch nicht verstanden, vielleicht kann sich ja mal der Autor outen und es noch mal erklären? 😀 Ich wette, er liest mit.

    Das mit dem der Himmel ist nicht der Himmel, wenn ich jemanden da nicht sehen will war das, was mich zum Nachdenken gebracht hat, aber ich nicht weiß, ob es gut ist oder nicht. Denn ich habe an eine bestimmte Person gedacht, die mich bildlich gesprochen geistlich vergewaltigt hat. Ich benutze absichtlich dieses harte Wort, denn es ist das Einzige, das passt. Ich hab sie jahrelang nicht mehr gesehen und lange nicht mehr an sie gedacht und im Grunde hab ich dieses ganze Procedere mit dem Abgeben, vor Gott bringen, vergeben etc. durch gehabt. Dachte ich. Denn ich hab sie jetzt in den letzten Monaten zweimal in völlig banalen Situationen getroffen und sie ist ganz normal auf mich zu gekommen. Aber schon alleine ihre Stimme hat mich wieder in die damalige Situation zurück versetzt und ich hab zugesehen, dass ich schnell aus der Situation raus komme. Aber du kennst sowas ja. Und als ich das dann gelesen habe, dachte ich, ich hab wohl doch nicht richtig vergeben. Und dass jetzt der Himmel wohl nicht für mich da ist, weil ich da nicht mit ihr zusammen leben will. Und in dem Moment, in dem ich das hier scheibe merke ich erst, wie krank das ist. Wahrscheinlich war das jetzt meine Therapie-Stunde 😀 Denn ich hab getan, was ich konnte und den Rest muss Gott einfach machen, wenn er mehr getan haben will, sorry. Nur, weil ich das damals erlebt habe, und es immer noch in meinem Kopf ist, kann es doch nicht sein, dass ich deswegen vom Himmel ausgeschlossen bin, oder?

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    • Kira schreibt:

      Dass Du deswegen ausgeschlossen bist – nein, natürlich nicht! Diese Vorstellung ist wirklich strange! Das zeigt eigentlich nur, wie verantwortungslos, destruktiv, unmenschlich und einfach nur falsch diese ganze Vergebungsproblematik theologisch vermittelt wurde und wird. Dass man da in solche Gedanken kommt.
      Ich sehe Vergebung auch nicht als Pflichtaufgabe (schon allein deshalb, weil sie so nicht funktioniert), sondern als EINEN Bestandteil im Heilungsprozess. Und je nachdem wie tief die Wunden, das Trauma sind, geht es manchmal – und oft aber auch nicht. Und das ist ok so. Dass der Himmel dann nicht der Himmel für einen sein kann, verstehe ich so – die Vorstellung, im Himmel auf eben diese Person zu treffen, der Du hier auf Erden aus dem Weg gehen musst, weil sie allein durch ihre Anwesenheit alte Wunden wieder aufreißt, ist natürlich nicht so toll. In dem Sinne ist der Himmel ja quasi nicht der perfekte Ort für Dich, wenn Du weißt, dass Du ihr da vielleicht öfter über den Weg läufst. Mit ausgeschlossen sein hat das nichts zu tun. Und die Lösung für dieses Problem sehe ich eben NICHT darin, sich hier quasi selbst Zwang anzutun und auf Biegen und Brechen noch in diesem Leben zu vergeben. (So wie es der Text vermittelt.) Das ist doch krank! Und klappt außerdem auch nicht.
      Wir hatten doch mal das Thema Gericht Gottes… wo es nicht ums verurteilen und strafen ging, sondern um Wiederherstellung. Vergebung spielt da mit rein, denke ich. Die wenigsten Menschen sind kurz vor ihrem Tod völlig geheilt, ausgesöhnt, völlig mit sich und der Welt im Reinen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie dann im Himmel durch ein Finger schnipsen Gottes Halleluja singen und all ihren Peinigern um den Hals fallen und Friede, Freude, Eierkuchen. Ich denke eher so, dass man darauf hoffen kann, dass das, was nicht heil ist, da dann heilen kann. In Gottes Gegenwart. Mit seiner Hilfe. Dass da dann dieser Heilungsprozess, der ja im Leben ganz unterschiedlich verläuft, auch oft ins Stocken gerät, richtig einsetzen kann. Und dass man im Zuge dessen dann wirklich jedem vergeben kann, weil man dann, erst dann, wenn man dort ist, ganz frei ist. Dass Gott da dann den Rest macht…und den muss er wirklich machen wie Du sagst, das ist hier in dem kompletten Ausmaß doch gar nicht machbar.
      Und das weiß Gott auch.
      lg

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      • bithya85 schreibt:

        Wiederherstellung, stimmt. Das glaub ich auch auf jeden Fall. Nur für einen Moment hatte ich die Angst, dass die nicht für mich gilt, weil ich mich nicht als „würdig erweise“. Weil ich im Moment die Gegenwart dieser Person so schwer ertragen kann. Aber das würde nicht wirklich zu Gott passen, oder? Ich meine, er weiß doch, dass ich nicht stark genug bin.

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      • Kira schreibt:

        Gott liebt Dich so wie Du bist Bithya und er kennt Dich doch, er versteht Dich, er weiß doch viel besser als irgendwer sonst, womit Du zu kämpfen hast und warum. Und dieser Moment der Angst, „nicht würdig zu sein“ klingt wie ein Relikt aus fundamentalistischen Tagen. Es ist definitiv nichts, was Gott Dir sagen möchte. Eher das – dass Du in der Angelegenheit ganz beruhigt sein kannst und Dir nur in Erinnerung rufen musst, wie Gott bisher damit umgegangen ist, wenn Du mit ähnlichen Dingen Schwierigkeiten hattest. Und dass er sich diesbezüglich nicht geändert hat 💖
        lg

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  6. Andreas schreibt:

    Dass das jetzt so bei euch angekommen ist, macht mich schon betroffen.
    Deshalb hatte ich vorher angefagt, ob der Text geeignet ist zum veröffentlichen.

    Mein Absicht war es eigentlich von dem
    Du musst, Du sollst, Du darfst nicht
    wegzukommen. Das ist und war in meinem Leben ganz wichtig.

    Es ging mir darum herauszufinden, was ich wirklich kann und es dann mit Gottes Hilfe zu tun.

    Letztlich habe ich das in meiner ganzen Hilflosigkeit geschrieben. Einen Weg für mich gesucht damit umzugehen.

    Ja, der Gedanke, dass Gott das, was uns hier nicht möglich ist, uns einst ermöglichen wird, ist auch für mich ganz wichtig.

    Schafe ist halt ein biblisches Bild. Aber wenn ich das so lese, kann ich eure Vorbehalte gut verstehen und mir wurde bewusst, dass es mir ähnlich geht.
    Schmetterlinge kann man nicht hüten – vielleicht in irgend einer Weise behüten.
    So geht es Gott vielleicht auch mit uns Menschen. Jeder ist ja etwas ganz Besonders und Einmaliges. Da kann nicht das Gleiche für alle gelten.
    Aber Gott behütet uns und sorgt für uns. Er lässt uns unsere Freiheit und nimmt uns ernst.

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    • bithya85 schreibt:

      War es dann wohl ein ganz doofes Missverständnis? Ich war mir auch unsicher, ob ich es veröffentliche, aber dachte, ein Versuch ist es wert.
      Wenn du möchtest, kannst du vielleicht einfach mal was über deine Geschichte schreiben, vielleicht verstehen wir dich dann besser. Ich meine, wenn man ein wenig über den anderen weiß, kann man vielleicht auch solche Texte besser verstehen. So stand er einfach so im Raum und wir haben eben interpretiert und reagiert. Aber wenn du erklärst, wie es zu dem Text gekommen ist und was bei dir war, dass dieser Text nötig wurde, verstehen wir dich besser.
      Ich glaub, das mit den Schmetterlingen war kein guter Text von mir, ich hab jetzt schon einige Rückmeldungen bekommen, dass er nicht verstanden wird 😀 Ist nicht schlimm.

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    • Kira schreibt:

      Hi Andreas,
      wie etwas gemeint war und dann verstanden wird, sind oft zwei paar Schuhe. Dass es Dich betroffen macht, wie wir reagiert haben, tut mir wirklich leid – zumal ich ja den wesentlichen Teil dazu beigetragen habe. Ich kann nur nochmal betonen, dass das Ganze eine sehr emotionale Reaktion war – und die hat in erster Linie was mit mir und meinen Erfahrungen zu tun. Ich kann mir gut vorstellen, Deine Absicht völlig missverstanden zu haben. Gerade jetzt, wenn Du schreibst, dass das als eine Beschreibung Deines persönlichen Weges gedacht war.
      Weißt Du, Vergebung ist ein echtes Reizthema (wie die Theodizee-Frage), vor allem wenn man einen fundamentalistischen Backround hat. Da wurde und wird viel Mist von den Kanzeln gepredigt, oft wird da recht rigoros vermittelt, dass man ja vergeben müsse…ohne den Menschen zu sehen. Und jeder hat da seine Baustellen und wunden Punkte und da kommt man schnell in einen Angriffsmodus, weil manche Sätze einfach extrem triggern.
      Wenn ich es jetzt so lese, als eine Art Erfahrungsbericht, etwas individuell Persönliches von Dir und unter dem Aspekt, dass es Dir wichtig ist, da den Druck aus der Sache rauszunehmen, entsteht folgendes Bild:
      Vergebung ist ein Thema, dass Dich offenbar persönlich betroffen hat. Du hast Dich sehr intensiv damit auseinandergesetzt, versucht, einen gangbaren Weg zu finden, das zu leben. Ins Leben zu integrieren.
      Ich werde versuchen, Deinen Text nochmal unter der Prämisse zu lesen – dass es eigentlich Deine Absicht war, von dem du musst/sollst wegzukommen. Denke, dass ich so nochmal ganz anders damit umgehen kann. Und Dich vielleicht besser verstehen.
      lg

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  7. Kira schreibt:

    Hi Andreas,
    ich hoffe Du liest hier noch mit. Es ist einiges an Zeit vergangen, seit ich Deinen Text das erste Mal gelesen habe. Und es ist tatsächlich so, dass ich ihn jetzt anders lese, als ich es damals tat. Der Text hat sich nicht verändert. Bei mir hingegen ist einiges passiert.
    Du hast gesagt, Du hättest diesen Text „in Deiner ganzen Hilflosigkeit geschrieben, einen Weg für Dich gesucht, damit umzugehen.“ Ich verstehe ihn jetzt auch so. Und dass ich das vorher nicht konnte, lag nicht an Dir und dem was Du geschrieben hast, sondern daran, dass ich ihn in meiner Hilflosigkeit gelesen hatte. In einem Zustand aus Schmerz, Bitterkeit, Wut und der absoluten Unfähigkeit, auch nur vergeben zu wollen.Wenn man einmal die Erfahrung gemacht hat, das einem selbst vergeben worden ist, verändert das Einiges – gerade auch in Hinblick auf die, die an einem selbst schuldig geworden sind.
    „Es geht nur um die Wahrheit. Erst sie ermöglicht es uns, etwas zu verändern und uns auf den Weg zu machen.“ Das ist richtig.
    Ich weiß, es ist lange her… und vielleicht spielt das Ganze für Dich gar keine Rolle mehr. Aber falls doch – nimm Dir das nicht an, was ich alles so rigoros kritisiert habe. Ich sehe Einiges davon mittlerweile wesentlich differenzierter und Deinen ganzen Text in einem ganz anderen Licht. Du hast nichts falsch gemacht.
    lg

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